Ein Krankenhaus für alle

Bei den Planungen für den Neubau Flugfeldklinikum beziehen der Klinikverbund Südwest und der Landkreis Böblingen gezielt Menschen mit Behinderung ein, um auf ihre besonderen Bedürfnisse einzugehen.

Treffen zu den Planungen des Neubaus Flugklinikum mit Vertretern von Menschen mit Behinderung

Viele Patienten im  Krankenhaus  sind  wegen ihres Alters oder aufgrund ihrer Behandlung körperlich eingeschränkt. Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen haben aber –  ob als Patient, Mitarbeiter oder Besucher – darüber hinaus zusätzliche, ganz spezielle Bedürfnisse. Während beispielsweise für die  meisten Menschen eine Treppenstufe im Eingangsbereich oder eine schmale Türe auf dem Weg zum Behandlungszimmer kein Problem darstellen, können sie für Menschen im Rollstuhl zu einem kaum überwindbaren Hindernis werden. Der Klinikverbund Südwest und der Landkreis Böblingen haben sich daher am Dienstag, den 14. November 2017 mit Vertretern von Menschen mit Behinderung getroffen, um deren Anforderungen und Wünsche an den Klinikneubau zu diskutieren.

Die Anregungen der Teilnehmer reichten von generellen Themen wie Barrierefreiheit und einer ausreichenden Anzahl von Behindertentoiletten bis hin zu konkreten Vorschlägen, wie beispielsweise abschließbaren Räumen für Hilfsmittel wie elektrische Rollstühle. „Für sehbehinderte Menschen ist die einfache Orientierung im Gebäude, beispielsweise mit Hilfe von Leitlinien an Boden und Wänden oder akustischen Signalen  sehr wichtig“, ging Wolfgang Weinhardt von der  Beratungsstelle "Blickpunkt Auge" auf die speziellen Bedürfnisse von Sehbehinderten ein. Wolfgang Pfeifer, der selbst Rollstuhlfahrer ist und sich in der AG Barrierefreiheit in Sindelfingen engagiert, sprach die vielen Kleinigkeiten an, die Menschen im Rollstuhl den Alltag im Krankenhaus erleichtern können, beispielsweise dass Kleiderstangen in der richtigen Höhe angebracht sind. Utz Mörbe vom Teilhabebeirat des Landkreises Böblingen fügte hinzu: „Ich möchte, dass die Klinik auf dem Flugfeld ein Vorbild für barrierefreies Bauen wird, das für Patienten und Personal neue Maßstäbe setzt und über gesetzliche Regelungen hinausgeht.“

„Wir haben sowohl Betroffene und Angehörige eingeladen, als auch Menschen, die sich ehrenamtlich oder beruflich für Menschen mit Behinderungen engagieren“, erläutert Reinhard Hackl die Auswahl der Teilnehmer. Hackl ist Beauftragter für Menschen mit Behinderung beim Landratsamt Böblingen und hat die Veranstaltung auf Anregung von Angehörigenvertretern von Menschen mit Behinderung initiiert. „Dadurch haben wir einen guten ersten Eindruck davon bekommen, was für die verschiedenen Gruppen beim Neubau wichtig ist.“ So waren bei der Veranstaltung auch Vertreter des Kreisseniorenrates und des „VK Förderung für Menschen mit Behinderung", die unter anderem Fahrdienste für schwerbehinderte Menschen übernehmen, anwesend. Einer taubstummen Teilnehmerin wurde eine Gebärdendolmetscherin zur Seite gestellt.

Alle Teilnehmer lobten, dass das Projektteam und der Architekt des Flugfeldklinikums den Dialog gestartet haben. „Es ist toll, dass sich der Klinikverbund schon so früh damit auseinandersetzt, welche speziellen Bedürfnisse Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörige an den Klinikneubau haben“, so Christina Schmid von der Lebenshilfe Böblingen über die Veranstaltung. „Da der Termin lange im Voraus angekündigt wurde, konnten wir vorab auch Anregungen von weiteren Betroffenen aufnehmen und alle Themen gesammelt weitergeben.“ Das Projektteam wird die Anregungen der Teilnehmer jetzt im Detail auf ihre Umsetzbarkeit prüfen. Für das Frühjahr 2018 ist bereits ein zweiter Termin geplant.