Risikoanalyse baulicher Planung für Kliniken Flugfeld, Leonberg und Herrenberg

Landrat Bernhard: „Flugfeldklinik bleibt beste Lösung für Zukunft der Kliniken in Böblingen und Sindelfingen“. Gutachter sehen Gesamtprojekt auch bei Gesamtrechnung als wirtschaftlich an.

Der Kreistag des Landkreises Böblingen hat sich in einer nicht-öffentlichen Sondersitzung mit den Ergebnissen der fortgeführten baulichen Planungen für den Neubau der Klinik auf dem Flugfeld und den bestehenden Krankenhäusern in Herrenberg und Leonberg befasst. Demnach bleibt der Neubau der Klinik auf dem Flugfeld die wirtschaftlichste Lösung für die Zukunft der Kliniken in Böblingen und Sindelfingen. Insgesamt veranschlagen die Gutachter Investitions- und Projektkosten für den Neubau auf dem Flugfeld und die betrieblich-bauliche Zielplanung für Herrenberg und Leonberg in Höhe von rund 537 Millionen Euro.

„Wir haben bei der Flugfeldklinik nun einen Überblick über die Gesamtprojektkosten inklusive eines Risikoaufschlages von 48 bis 75 Millionen Euro. Bisher kannten wir eine Größenordnung für die reinen Baukosten“, erläutert der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikverbundes Landrat Roland Bernhard die nun vorgelegten Zahlen. „Es bleibt dabei: Die Zusammenlegung der Krankenhäuser in Böblingen und Sindelfingen auf dem Flugfeld ist die wirtschaftlichste Lösung für die Zukunft der Krankenhausversorgung in der Region.“

Die Wirtschaftsprüfer sehen bei einer Zusammenlegung der Standorte ein jährliches Einsparpotential von rund sechs Millionen Euro. Der Sprung in die Wirtschaftlichkeit für den Neubau auf dem Flugfeld gelänge demnach bereits zwei Jahre nach Fertigstellung. Auch bei den Projektkosten für den Neubau sehen die Wirtschaftsprüfer noch einen Puffer von bis zu 66 Millionen Euro. „Das darf aber nicht dazu führen, dass dieser Puffer bereits jetzt in der Planung durch allzu hohe Ansprüche aufgebraucht wird“, betont Bernhard. Die Risikokosten sind für unvorhergesehene Entwicklungen im Bauverlauf gedacht. Der Landrat mahnt: „Die jetzt vorgelegten Zahlen müssen bis zur Inbetriebnahme des Neubaus gelten.“

„Nach derzeitigem Stand werden sich die bundespolitischen Rahmenbedingungen für Kliniken gerade auch durch das derzeit viel diskutierte Krankenhausstrukturgesetz zukünftig nicht wesentlich verbessern und so wird es auch weiterhin einen Wettbewerb um die besten bzw. nachhaltigsten Versorgungskonzepte geben“, so die Geschäftsführerin des Klinikverbundes Südwest, Dr. Elke Frank. „Insbesondere Verbundstrukturen wie die unsere können aber davon profitieren, wenn sie ihre Vorteile in Punkto Wohnortnähe, Patienteneinzugsgebiet, Überwindung von Mindestmengen oder Minimierung der Vorhaltekosten ausspielen. Hier gilt es daher vor allen Dingen die Umsetzung von standortübergreifenden Fachabteilungen und die ambulant-stationäre Verzahnung weiter voranzutreiben. Die Verbesserung des Jahresergebnisses von 2014 hat gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Um aber die Eckpfeiler der verbundweiten Medizinkonzeption nachhaltig umsetzen zu können, ist es zwingend notwendig, neue Strukturen innerhalb des Verbundes zu entwickeln, die mittel- und langfristig zukunftsfähig sind und den politischen Entwicklungen sowie den wirtschaftlichen Aspekten Rechnung tragen – und hier ist ein Klinikneubau zur Zusammenlegung der beiden Standorte Sindelfingen und Böblingen der elementarste Baustein.“

Für den Neubau der Klinik auf dem Flugfeld gehen die Gutachter bei den reinen Baukosten, die bereits beim Beschluss des Medizinkonzeptes geschätzt wurden, heute davon aus, dass diese sich auf rund 365 Millionen Euro belaufen werden (bisher rund 330 Millionen Euro). Davon sind rund 11 Millionen Euro für das Parkhaus und 15 Millionen Euro für das Grundstück einkalkuliert. Neu dazu gerechnet wurden Projektkosten wie der Umzug der Kliniken (rund 1,5 bis 2 Millionen Euro), Risiken bezüglich der Baugründung (bis zu 1 Millionen Euro) oder des Lärmschutzes (3,5 bis 4 Millionen Euro), die noch untersucht werden müssen. Für unvorhergesehene Kosten wurden rund 18 Millionen Euro eingeplant. Dabei nennen die Gutachter eine Kostenspanne für Projektmaßnahmen und Risiken von insgesamt rund 58 bis 88 Millionen Euro. Baukosten und Projektkosten ergeben dann für das Flugfeld Gesamtprojektkosten von 423 bis 452 Millionen Euro.

Auch für die Standorte in Herrenberg und Leonberg liegen neue, detaillierte Zahlen vor. In Herrenberg gehen die Gutachter von einem baulichen Investitionsbedarf zur Umsetzung der Medizinkonzeption von rund 26,5 Millionen Euro aus. Die Grobkostenschätzung aus der Medizinkonzeption lag noch bei rund 25 Millionen Euro. Für Leonberg liegt der Investitionsaufwand bei voraussichtlich 69 Millionen Euro. Hier steigt der Investitionsbedarf um mehr als 70 Prozent, die Grobplanung ging bisher von rund 40 Millionen Euro aus. „Wir wollen die Standorte in Herrenberg und Leonberg baulich fit für die Zukunft machen und nicht nur den laufenden Betrieb aufrecht erhalten“, sagt der Landrat. Deshalb seien die Investitionen auch in dieser Höhe gerechtfertigt. Die Gutachter schlagen vor, das Krankenhaus in Leonberg mit neuem Raum- und Funktionsprogramm mit bis zu 200 aufstellbaren Betten nicht nur zu sanieren, sondern auch für Schwerpunktbildungen etwa für Altersmedizin vorzubereiten. Für das Krankenhaus in Herrenberg empfehlen die Gutachter den eingeschlagenen Weg der Sanierung konsequent fortzuführen.

„Die Zahlen liegen nun transparent durchgerechnet auf dem Tisch. Mir ist wichtig, dass wir frühzeitig realistische Kostenschätzungen inklusive Risikokalkulation haben“, erklärt Landrat Bernhard. „Im Schnitt werden öffentliche Gebäudebauprojekte um 44 Prozent teurer als zu Beginn der Planungen angenommen“, so Bernhard weiter. In diese Kostenfalle wolle der Landkreis bei den Kliniken nicht tappen und deshalb frühzeitig durch eine detaillierte Kosten- und Risikoanalyse realistische Zahlen der  Gesamtinvestitionen auf den Tisch legen. „Wir haben deshalb renommierte Beratungsfirmen an Bord genommen“, ist sich der Landrat sicher. Die Projektgutachter für das Flugfeld hätten bereits den Neubau der Kreissparkasse in Böblingen punktgenau ins Ziel gebracht. „Ich habe große Vertrauen darauf, dass wir nun realistische Zahlen vorliegen haben, die uns nicht im Projektverlauf davon galoppieren.“