Standortgutachten Klinikneubau

Klinikverbund Südwest stellt Standortanalyse für einen Neubau des Klinikums Sindelfingen-Böblingen vor

Im Gutachten überprüfte Standorte für einen Neubau des Klinikums Sindelfingen-Böblingen. Die Reihenfolge der Standortaufzählung in der Grafik entspricht nicht der Bewertungsreihenfolge! Bildquelle: Navteq

Die Ergebnisse einer Analyse zu alternativen Standorten für einen Neubau des Klinikums Sindelfingen-Böblingen stehen fest: Die Gutachter sehen den bisher favorisierten Standort auf dem Flugfeld im objektiven Vergleich mit zehn anderen geprüften  Standorten nach wie vor als den geeignetsten an. (Das Standortgutachten im Detail finden Sie unterhalb dieses Artikels oder im rechten Menü als PDF-Download). Anlass der Prüfung war das Bürgerforum zum Thema Neubauprojekt in der Stadthalle in Sindelfingen vom 26. November 2012, in dem sich Landrat Roland Bernhard, Landrat Helmut Riegger, Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer und Geschäftsführerin Dr. Elke Frank zusammen mit dem Gutachter den Fragen der rund 300 interessierten Besuchern des Informationsabends stellten. In dessen Verlauf kamen aus der Bürgerschaft auch Vorschläge für alternative Standorte für einen Klinikneubau, die ähnlich oder sogar besser geeignet erschienen, als der Standort auf dem Flugfeld. „Wir haben diese Anregungen ernst und zum Anlass genommen, die in Frage kommenden, freien Bebauungsflächen ausführlich zu prüfen und miteinander zu vergleichen“, erklärt Landrat Bernhard. „Die alternativen Standorte wurden daher von einem Gutachter zusammen mit dem ursprünglich favorisierten Standort auf dem Flugfeld in Form einer objektiven Nutzwertanalyse einer Bewertung unterzogen.“ Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer ergänzt: „Mit dem Neubau des Klinikums Sindelfingen-Böblingen wollen wir die bestmögliche medizinische Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger sicherstellen. Es ist uns daher wichtig, die Anregungen aus der Bürgerschaft ernsthaft zu prüfen um für alle Beteiligten die beste Lösung zu finden.“

Die Prüfung erfolgte anhand der drei Hauptkategorien Lage, Erschließung und Grundstück. Zu den Hauptkategorien wurden unterschiedliche  Bewertungskriterien definiert, die dann mit Hilfe einer sogenannten Nutzwertanalyse gewichtet wurden. Die Kategorie Lage berücksichtigte vor allen Dingen die Anforderungen zur Überprüfung der Kundennähe sowie der Wettbewerbssituation, welche essentiell für die Erlösabsicherung einer Klinik ist. Weiterhin wurden ökologische Aspekte überprüft und unter anderem die Emissionsanforderungen in dem Gebiet bewertet. Die Kategorie Erschließung wurde unter Berücksichtigung der Anbindungen an den öffentlichen Personennahverkehr sowie an das Straßennetz für PKW und Lastverkehr bewertet. Zu gewährleisten waren neben der Erreichbarkeit für die Mitarbeiter und Patienten auch die Güterver- und -entsorgungstransporte. Die besonders zeitkritische Erreichbarkeit für den Rettungswagen und den Hubschrauber komplettierte die Anforderungen in dieser Kategorie. Für die Eignung des Grundstücks wurden vor allem Fläche, Zuschnitt, potentielle Geschossflächenanzahl sowie Erweiterungsmöglichkeiten geprüft. Ebenso waren die baurechtlichen Bedingungen und die Vorgaben des Landesentwicklungsplans für das jeweilige Grundstück abzufragen und für die Nutzung des Krankenhausbetriebes zu bewerten. Zusätzlich flossen die Kriterien der Verfügbarkeit und Struktur der Eigentümerverhältnisse in die Bewertung mit ein.

Geprüft wurden neben dem Standort „Flugfeld Süd“ folgende Alternativen:  „Flugfeld Nord“, „Flugfeld Nord-Östlich“, auf der Gemarkung Böblingen „Friedrich-Gerstlacher-Strasse/Waldgebiet Goldberg“, „Gewann Runs“, „Gewann Stöckach“, „Gewann Grenzweg“ und ein weiterer Standort in der Bunsenstraße sowie auf der Gemarkung Sindelfingen „Tübinger Allee“, „Gewann Seiler“ und das „Gewann Häslach“. Unter Berücksichtigung aller Bewertungskriterien und nach Anwendung der Ausschlusskriterien (Verfügbarkeit der Standorte und Aussicht auf Erstellung eines rechtskonformen Bebauungsplanes) lag das „Flugfeld Süd“ an der Spitze, gefolgt vom „Gewann Seiler“.

„Das „Flugfeld Süd“ berücksichtigt die Anforderungen an einen Krankenhausbetrieb am besten“, ordnet Dr. Vöhringer die Ergebnisse der Standortanalyse ein. „Es bestehen im Gegensatz zu den übrigen geprüften Standortalternativen keinerlei gravierende Einschränkungen. Der Standort berücksichtigt die Anforderungen an einen Krankenhausbetrieb hinsichtlich Lage und Erschließung sowie in Bezug auf die Verfügbarkeit der Flächen am besten. Der Standort Flugfeld bietet für Patienten und Besucher, aber auch für alle Beschäftigen eine optimale Infrastruktur und stärkt den Klinikverbund im Wettbewerb“ so Oberbürgermeister Vöhringer weiter. Mit dem Ergebnis der Gutachter sehen sich die Gesellschafter bestätigt. “Wir werden nun auf den Zweckverband zugehen und die Gespräche mit dem Sozialministerium fortführen, an deren Ende dann eine konkrete Aussage zur finanziellen Beteiligung des Landes stehen soll“, erläutert Landrat Bernhard. Beide Gesellschafter hoffen darauf, dass die Landesregierung das Vorhaben, wie bereits andere vergleichbare Krankenhausprojekte im Land, tatkräftig unterstützt.

Die aktuellen Klinikstandorte in der Arthur-Gruber-Straße 70 in Sindelfingen respektive der Bunsenstraße 120 in Böblingen wurden bereits in dem Gutachten zur Entwicklungsplanung des Klinikums Sindelfingen-Böblingen vom Sommer 2012 als mögliche Klinikstandorte geprüft. Hier kamen die Gutachter zu dem Ergebnis, dass die Erweiterungen der bestehenden Standorte sowohl wirtschaftlich als auch funktionell gegenüber einem Neubau deutlich ungünstiger abschneiden würden. Ein Weiterbetrieb der beiden bestehenden Standorte in der jetzigen Form würde in den kommenden fünfzig Jahren aufgerechnet mit einem Defizit von knapp einer halben Milliarde Euro zu Buche schlagen und stellt somit die wirtschaftlich denkbar schlechteste Handlungsalternative dar. Hier spielen sowohl der hohe Investitionsbedarf und der lange Zeitraum für eine Sanierung bei laufendem Betrieb als auch die andauernde Vorhaltung von Doppelstrukturen eine wesentliche Rolle. Bei einer Zusammenlegung am Standort Sindelfingen wären Kosten in Höhe von voraussichtlich 356 Mio Euro für die Baumaßnahmen notwendig. Da im laufenden Klinikbetrieb gearbeitet werden müsste, würde sich die Bauzeit über 19 Jahre erstrecken. Bei einer Zusammenlegung am Standort Böblingen beliefen sich die Baukosten bei einer Bauzeit von 17 Jahren auf rund 294 Mio Euro. „Eine Konzentration des medizinischen Leistungsangebots an einem der beiden bestehenden Standorte schafft damit aufgerechnet nicht den Sprung in die schwarzen Zahlen“, unterstreicht Dr. Frank. „Beide Szenarien würden zudem eine erhebliche Beeinträchtigung für die Mitarbeiter und Patienten mit sich bringen, denen über einen Zeitraum von 17 respektive 19 Jahren bauliche Belastungen und Einschränkungen zugemutet würden.“ Bei einer Planungs- und Bauzeit von gerade einmal 7 Jahren beliefen sich die Investitionskosten bei einem Neubau auf dem Flugfeld nach derzeitigen Berechnungen auf rund 334 Millionen Euro.

Die Standortanalyse wird auch im Rahmen eines zweiten Bürgerforums am 16. Juli um 19 Uhr in der Kongresshalle Böblingen detailliert vorgestellt werden. Unter anderem werden Landrat Roland Bernhard, Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer, Oberbürgermeister Wolfgang Lützner und die Geschäftsführerin des Klinikverbundes Südwest, Dr. Elke Frank, Auskunft zum Planungsstand des Neubauprojektes geben und mit den Bürgerinnen und Bürgern in den Dialog treten.