Künstlerische Gestaltung der Kapelle im Flugfeldklinikum

Der Siegerentwurf des Künstlerpaares Lutzenberger + Lutzenberger liefert ein überzeugend gestaltetes Gesamtkonzept, das gleichzeitig ausreichend flexibel für die unterschiedlichen Nutzungen einer Krankenhauskapelle ist.

Neben den vielen hochfunktionalen Räumen zur medizinischen Versorgung der Patienten in einem Klinikum ist die Kapelle im Krankenhaus ein Ort mit ganz anderen, speziellen Anforderungen. Um diesen besonderen Raum im Neubau Flugfeldklinikum zu gestalten, haben der Evangelische Kirchenbezirk Böblingen und das Katholische Dekanat Böblingen in Zusammenarbeit mit der Klinikseelsorge, dem Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart und dem Bischöflichen Bauamt Rottenburg, dem Landkreis Böblingen und den Kreiskliniken Böblingen einen künstlerischen Wettbewerb ausgelobt. Schon früh hatte der Landkreis gemeinsam mit den beiden Kirchen vereinbart, einen Raum der Kontemplation und Stille in die Gesamtplanung Flugfeldklinikum zu integrieren und einen künstlicheren Wettbewerb durchzuführen.

Der Siegerentwurf des Künstlerpaares Lutzenberger+Lutzenberger wurde am 13. April 2022 in einer Pressekonferenz vorgestellt. Er liefert ein überzeugend gestaltetes Gesamtkonzept, das gleichzeitig ausreichend flexibel für die unterschiedlichen Nutzungen einer Krankenhauskapelle ist.

Die Kapelle ist am westlich gelegenen Zugang zur Magistrale des Flugfeldklinikums positioniert. Mit ihrer Kubatur aus gebogenen Wänden und der Materialität folgt sie der Gestaltung der besonderen Orte (Empfang, Cafeteria, Anmeldungen) in der Magistrale. Die Architekten des Flugfeldklinikums von HDR | h4a  haben den Raum als 2-schalige Konstruktion geplant, die in den Schalenzwischenräumen die dienenden Funktionen wie Zugang, Sakristei und Stauraumflächen unterbringt.

Der Innenraum liefert ausreichend Spielraum zur künstlerischen Gestaltung durch die Künstler. „Das schöne Konzept der Architekten mit der zweischaligen Konstruktion, die Positionierung der Kapelle in der Magistrale, sowie die Positionen der drei Fensteröffnungen greifen wir freudig auf“, so Lutzenberger + Lutzenberger. „Wir drehen lediglich den Innenraum ein wenig, damit man vom Eingang her die Tiefe des Raumes erfahren kann und der Blick auf die Stirnwand mit dem Kreuz fällt, das den Sakralraum zeichnet.“ Drei raumhohe ”Fenster” bringen indirektes Tageslicht in den Raum, und weisen von außen kommend auf diesen besonderen Ort hin. Das indirekte Tageslicht wird unterstützt durch künstliche Beleuchtung. Ein breites Lichtband zieht sich als indirekte Beleuchtung entlang der gebogenen Raumschale und sorgt für eine angenehme Grundbeleuchtung der Kapelle.

Der evangelische Dekan Markus Frasch bedankte sich für die Bereitschaft des Landkreises diesen Wettbewerb gemeinsam mit den Kirchen durchzuführen. Er spricht vor allem das ganzheitliche Gesamtkunstwerk an, das die Jury überzeugte: „Der Entwurf ist bis ins Detail durchdacht. Er führt Kunst und Funktion zu einer äußert gut gelungenen Einheit zusammen. So entsteht ein Ort, an dem die Menschen mit ihren Ängsten und Nöten Geborgenheit und Ermutigung finden können. Die Gestaltung der Kapelle besticht einerseits durch ihre schlichte Schönheit und überzeugt zugleich andererseits durch ihr künstlerisches Gesamtkonzept.“ Außerdem betonte Dekan Frasch die Symbolik von Holz und Licht. Durch das Holz an den Wänden und durch die Gestaltung des Altars aus einem Baumstamm wird Halt vermittelt. So können Menschen hier spüren, wie der Glaube sie erdet und hält. Zugleich weist das Licht, das von oben und durch die Glasnischen hereinfällt, in die Weite. Diese Gestaltung stärkt die Hoffnung und das Empfinden für eine offene, helle Zukunft

Die Jury setzte sich aus Vertretern der Kirchen, Kreiskliniken, Klinikseelsorge, Architekten und Künstlern zusammen und begrüßte vor allem die vielen aufgezeigten Möglichkeiten zur Bespielung des Raumes.

Wolfang Hensel, katholischer Dekanatsreferent nahm in Vertretung des katholischen Dekans Anton Feil an der Pressekonferenz teil. Dekan Feil lobt das gute Miteinander aller Beteiligten und die Federführung von Hr. Jüttner vom Bischöflichen Bauamt bei der Organsiation und Durchführung des Künstlerwettbewerbs. Hensel hebt ergänzend dazu die besonderen Orte in den Wandnischen hervor. „Auch außerhalb von Gottesdiensten können die Besucher hier um Beistand bitten, Zettel beschrieben und in die dafür vorbereitete Wand einstecken, LED Kerzen ‚entzünden‘ oder in einem Buch Schreiben, Lesen und Blättern. In allen diesen Orten reiht man sich ein in eine Gemeinschaft, sieht, dass man mit seinen Sorgen nicht allein ist.“

Landrat Roland Bernhard lobt vor allem die gute Zusammenarbeit in diesem Projekt: „Gemeinsam mit den beiden Kirchen haben wir einen überzeugenden Entwurf für die neue Kapelle ausgewählt und ich bin mir sicher, dass hier ein ganz besonderer Raum im neuen Klinikum entstehen wird. Ich freue mich schon, wenn dieser zusammen mit dem Flugfeldklinikum 2025 fertiggestellt sein wird“.

Für die künstlerische Gestaltung der Kapelle sind 150.000 € eingeplant. Der Landkreis Böblingen wird den Großteil der Kosten übernehmen, den Rest teilen sich die beiden Kirchen paritätisch auf.